Historisches zum Bienenzuchtverein  Waldbreitbach

Johann Hermes, Volksschullehrer in Marienhof und Hausen gründete 1933/34 mit 19 Imkern den

Bienenzuchtverein Waldbreitbach.

Am 21.1.1934 wurde auf Veranlassung von Lehrer Gutheil aus Hüllenberg der Bienenzuchtverein Waldbreitbach im Wiedischen Hof in Waldbreitbach gegründet. 19 anwesende Imker wählten Lehrer Johann Hermes zu ihrem Vorsitzenden. Johann Hermes leitete den Verein bis zum 19.10.1985.


In einem Jahresbericht des "Westfälisch-Rheinischen Vereins für Bienenzucht und Seideanbau" wird erstmals 1892 ein Zweigverein aus Waldbreitbach erwähnt.

Der Vorsitzende war ein Lehrer Milz aus Rossbach. Der Verein zählte 48 Mitglieder verteilt auf 22 Ortschaften.

Die Imker hatten 1892 zusammen 176 Bienenvölker eingewintert, wo von 109 Völker im Dzierzon-Kasten und 67 Völker in Strohstülpern gehalten wurden.

Die Honigernte war im verflossenen Jahr nicht gut, wegen der anhaltenden Trockenheit war es eher ein Schwarmjahr. Die 22 Mitglieder des Vereins ernteten zusammen 937 Pfund Honig.

Das entspricht einem Durchschnittsertrag von 5,32 Pfund pro Volk.

Jedoch hatte ein Mitglied allein 200 Pfund geerntet.

Viele mussten bei der Einwinterung mit Zuckerfütterung nachhelfen.

Der Honigpreis lag je nach Qualität zwischen 1.- und 1,20 Mark.

Die Mehrzahl der Bienenvölker war deutscher Rasse, ein kleiner Teil war Krainer- Rasse.

Honigentleerungsmaschinen gab es 4 Stück im Verein.

- Im Jahresbericht 1898 wird der Verein schon nicht mehr erwähnt.


1934/35 gründeten 19 Imker den Bienenzuchtverein Waldbreitbach.

Die Gründer des Bienenzuchtvereins waren:

Johann Hermes Marienhof,

Johann Mertesacker und Johann Scheid Niederbreitbach,

Josef Over und Johann Beck Solscheid,

Johann Hardt und Franz Boden Kurtscheid,

Philip Stüber Gersthahn,

Max Mertesacker Wolfenacker,

Heinrich Reuter Weißfeld,

Wilhelm Küpper Over,

Wilhelm Krumscheid Scheuerchen,

Tobias Förster Waldbreitbach,

Peter Gersthahn Hähnen,

Josef Fischer Marienhaus,

Anton Boden Rossbach,

Johann Böhm Sohl,

Peter Issel Hausen,

Anton Brücken Hegerhof.


Die Gründungsversammlung fand am 21.01.1934 im "Wiedischen Hof" in Waldbreitbach statt.

Johann Hermes übernahm den Vorsitz und leitete den Verein mit viel Können bis 10.02.1985.


Johann Hermes war von 1929 bis 31.03.1935 Lehrer an der Schule in Marienhof, vorher war er als Lehrer u.a. in Neuwied tätig gewesen, über die einheimischen Bauern bekam er Kontakt zu den Bienen, von einem Bauern von dem Hartmannshof erwarb er 9 Bienenvölker. Das nötige Wissen als Imker erwarb er sich mit studieren von Fachbüchern und mit Lehrgängen an der Landesanstalt in Mayen.

April 1935 wurde er an die Schule nach Hausen versetzt, hier unterrichtete er bis zu seiner Pensionierung Ostern 1965.


Es war schon eine notwendige Sache, einen Verein zu gründen, wie auch anders sollte man den Imkern, es waren Bauern, Handwerker und auch Lehrer, modernes zeitgemäßes Imkern beibringen. Vielfach wurde noch geimkert, wie es schon Generationen vorher üblich war. Viele Imker hatten noch nie Bücher über Bienen gelesen, waren weder theoretisch noch praktisch ausgebildet, kannten oft nicht die Zusammenhänge im Bienenvolk, ja es gab Imker, so erzählte Lehrer Hermes, die hatten noch nie eine Königin gesehen. Die Waben im Bienenvolk waren schwarz wie die Todsünde und die Bienen, diese kleinen schwarzen Biester, waren schärfer als ein Kettenhund.

Mit solchen Bienen zu imkern war wirklich kein Vergnügen.

 

Gerne erzählte mir (Josef Heßler) Lehrer Hermes, dass, wenn mein Großvater oder später auch mein Vater Honig ernteten oder Schwärme einfingen, in Bitze keine Anwohner zu sehen waren, alle hatten sich in ihre Häuser verzogen und Fenster und Türen verschlossen, aus Furcht vor Bienenstichen. Denn stechen taten die Bienen leidenschaftlich gern, sie verfolgten die Menschen bis in ihre Wohnungen.

Bei Arbeiten an den Bienen musste sich mein Vater warm anziehen. Schutzhaube und Handschuhe, die Kleider wurden an den Armen und auch an den Beinen mit einem Gummiring fest verschlossen, trotzdem fanden die Bienen immer wieder einen Durchschlupf um unter die Schutzkleidung zu gelangen und dann zu stechen.


Die Beuten damals waren meist selbstgebaute dreietagige Hinterlader, 2 untere Bruträume, dann ein Absperrgitter und darüber ein Honigraum. Die Rähmchen hatten das Badische Maß. Die Rähmchen wurden mit einer speziellen Zange herausgezogen oder eingeführt, Handschuhe und Ärmel waren dabei übersäht von Bienenstacheln. Die hintersten Waben wurden nur noch selten gezogen, daher waren sie Rabenschwarz.

Die Honigernte war entsprechend gering, 5 kg. bei der Korbimkerei, die auch noch praktiziert wurde und etwa 12,5 kg. in festen Beuten.

Hatte Lehrer Hermes als geschulter Imker mal wieder eine größere Ernte, dann hieß es gleich: Der füttert Zucker währrend der Tracht, so große Mengen Honig können Bienen gar nicht produzieren.

So kam es, dass Lehrer Hermes weiter große Mengen Honig erntete, aber darüber schwieg, kein Imker erfuhr etwas über seine Honigernte.

Ein Vereinsmitglied, "Wilhelm Reuter, er war Posthalter in Weißfeld" hatte sich, was eigentlich noch nicht üblich war, Königinnen von Irgendwoher per Post zuschicken lassen.

Lehrer Hermes erkannte schnell, es waren andere Bienen als die Heimischen. Sie waren grau und friedlich.

Lehrer Hermes sah sofort, es waren Krainer Bienen, die Apis m. carnica.

Überzeugt, dass das die richtige Bienenrasse sei, mit der man friedlich leben und inkern kann, holte er bei Reuter Zuchtstoff und stellte seine Imkerei auf Carnica um.

Später besorgte er sich immer wieder Reinzuchtköniginnen meist Inselköniginnen, so hielt er sich seinen Stand sauber. Er versuchte immer wieder mit mehr oder weniger Erfolg, allen Imkern im Verein diese Bienenrasse die A.M. Carnica schmackhaft zu machen.

Ein hartnäckiger Imker, der nicht zu überzeugen war, war mein Vater, er blieb bei seinen Stechern.

Besonders stolz war Lehrer Hermes, denn er konnte Dr. G. Goetze überzeugen, dass er, Hermes, das richtige Bienenmaterial habe. (Dr. G. Goetze war damals als Leiter der Landesanstalt in Mayen tätig).

Dr. G. Goetze war übrigens der Mann, der herausfand, dass man anhand des Flügelgeäders (Cubidalindex) Bienenrassen unterscheiden kann.

Honig, den mein Vater erntete, wurde in den Einkochapparat oder in blecherne Marmeladeneimer gefüllt.

Oft wurde der Honig in diesen Marmeladeneimern an die Westerwaldklinik oder das St. Josefshaus verkauft.

Da der Honig garnicht oder nur unzureichend gerührt, in Gläser abgefüllt wurde, kandierte er so fest, dass sich der Löffel oder das Messer beim Entnehmen verbog, dabei zerbrach auch schon einmal ein Honigglas.

Einen Dreiwabenschleuder aus verzinktem Weißblech, den sich mein Vater anschaffte, wurde während der Honigernte gerne von anderen Imkern ausgeliehen.

Wenn Lehrer Hermes als Vereinsvorsitzender zu Versammlungen eingeladen hatte, meist in das Gasthaus Schmitz in Waldbreitbach, kamen viele Imker von weit her, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch schon mit dem Motorrad, oft waren es 30 Mitglieder, die sich hier versammelten. Es wurde viel diskutiert.

(verfasst von Josef Heßler, 1. Vorsitzender des Bienenzuchtverein Waldbreitbach)