Varroa-Wissen ist Macht!
Die Varroamilbe wurde vor etwa 30 Jahren nach
Deutschland gebracht. Es gibt heute kein Bienenvolk mehr ohne Milbe. Unbehandelte Völker gehen  unweigerlich ein.
Wer heute mit Erfolg Bienen halten will, muss sich gut und regelmäßig über die Milbe und ihre Bekämpfung informieren.



Integrierte Varroabehandlung
Integrierte
Varroabehandlung
=
Einbau der
Varroabehandlung
in die Betriebsweise
Abhängig von
- der Größe der Imkerei
- den Zielen der Imkerei
- der Trachtsituation
- der persönlichen Situation
des Imkers / der Imkerin
z. B. Zeitaufwand und
imkerliche Fertigkeiten.

Ziel einer integrierten Varroa-Bekämpfung
Leistungsstarke Völker auch für späte Trachten (Wald und Heide)
Bildung von Jungvölkern aus dem eigenen Bestand
Gesunde Winterbienen:
Bienenvölker dürfen zum Zeitpunkt der Winterbienenaufzucht nur gering mit Varroamilben befallen sein.
® Nur gesunde Winterbienen sind langlebig und können im nächsten Frühjahr starke Völker aufbauen.
Methoden
Brutentnahme von verdeckelter Arbeiterinnen- und Drohnenbrut
Einführung von Brutpausen: Jungvolkbildung z. B. über Kunstschwärme oder Brutableger mit weiselloser Phase
Behandlungen am brütenden Volk (Ameisensäure, Thymol)
Behandlungen am brutfreien Volk (Milchsäure, Oxalsäure, Perizin)

Integrierte Varroabehandlung
- Frühtrachtimker Teil I -
Grund I : Haupttracht sind Frühjahrstrachten – Obst, Löwenzahn, Raps
Grund II: persönliches Zeitmanagement, z. B. Arbeitsspitzen im Beruf
Anspruch an die Imkerei:
Haupternte im Frühjahr, zeitige Jungvolkbildung,
frühzeitige Varroabehandlung
Imkerliche Maßnahmen
Entnahme von 3 bis 4 Drohnenbrutwaben je Volk. Warum ?

Minderung des Befalls im Juli um das 4fache im Vergleich zu Völkern, in denen Drohnenbrut schlüpfen konnte!
Folge: Spielraum bei der Behandlung im Sommer Verschiebung des kritischen Behandlungszeitraums
„Problem“ Verwertung der Drohnenbrut
- Waben zügig einschmelzen
- Waben, die nicht sofort verarbeitet werden einfrieren
Niemals Drohnenbrut offen zum Auspicken für Vögel aufhängen
(Gefahr der Räuberei und damit Verteilung der Milben!)

- Frühtrachtimker Teil II -
Imkerliche Maßnahmen
Jungvolkbildung durch Kunstschwärme bei der Honigernte Alternativ: Bildung von Treiblingen / Sauglingen nach der Honigernte oder Bildung von Fluglingen. Warum ?

Aufbau von Jungvölkern mit geringfügig befallener Bienenmasse und ohne vermilbte Brut.
Keine Honigernte von diesen Jungvölkern, deshalb frühzeitige Behandlung möglich.
Prinzip: Trennung von Brut und Bienen = weniger Milben
Folge: Aufbau der Völker auf neuem Wabenmaterial und mit jungen Königinnen.
„Problem“: sehr schnell Verdopplung des Völkerbestandes
(hoher Bedarf an Böden und Deckeln = materialintensiv)
Altvölker für Folgetrachten geschwächt = Frühtrachtimker
Niemals Jungvölker mit verdeckelten Brutwaben aus hochbefallenen Altvölkern „verstärken“.

- Frühtrachtimker Teil III -
Kunstschwarm
Honigwaben werden bei der Honigernte in eine Kunstschwarmkiste oder einen Ablegerkasten gefegt.
Stärke abhängig vom Zeitpunkt der Bildung:
Ende Mai: 1,5 kg Bienen Juli: 2 bis 2,5 kg Bienen
Junge begattete Königin unter festem Verschluss zuhängen! Volk für einen Tag kühl und dunkel stellen – Füttern!
Kunstschwarm an neuem Standort einlaufen lassen oder aufstellen. -
Füttern!

Vorteil: wenig Milben, Brutpause und neues Wabenwerk
Nachteil: arbeitsintensiv, materialintensiv, erfordert imkerliche Fertigkeiten

- Frühtrachtimker Teil IV -
Treibling
Nach der Ernte eine Zarge honigfeuchte Waben über Absperrgitter aufsetzen.
Bienen mittels Rauch und durch Ankippen des darunter befindlichen Brutraums nach oben treiben.
Alternativ: einige Zeit warten bis ausreichend Bienen oben sind  Zarge abnehmen und junge, begattete Königin unter festem Verschluss zusetzen.
Volk an neuem Standort aufstellen: Flugloch erst abends öffnen
Futterversorgung überprüfen, ggf. füttern!
Vorteil: - schnelle Jungvolkbildung mit wenig Milben und
- neuen Waben
- gute Verwertung honigfeuchter Waben
„Nachteil“: - Brutpause sehr kurz (ausgebaute Waben )
- materialintensiv, Anstieg der Völkerzahl
- imkerliche Erfahrung erforderlich

- Frühtrachtimker Teil V -
Saugling
Eine Zarge über Absperrgitter mit Leerwaben, Futterwaben und 1 bis 2 offenen Brutwaben aufsetzen.
Bienen belagern die offene Brut, und bei ausreichend Bienenmasse wird die Zarge abgenommen und das Volk an einem neuen Standort aufgestellt. Aus der Brut nachschaffen lassen oder Zellen brechen und
Königin zusetzen. Problem: Die erforderliche offene Brut schwächt andere Völker.
Flugling
Volk zur Seite setzen und eine neuen Beute mit offenen Brutwaben am
alten Standplatz aufstellen.
Maßnahme nur bei guten Wetter möglich (Flugling). Alternativ Bienen aus dem Altvolk dazu fegen (= Flugling plus offener Kunstschwarm).
Aus der Brut nachschaffen lassen oder Königin zusetzen. Futterversorgung überprüfen, ggf. füttern!

Integrierte Varroabehandlung
- „Spättrachtimker“ Teil I -
Grund I : Haupttracht sind späte Wald-, Heide- und späte Läppertrachten
Grund II: Wanderimkerei
Anspruch an die Imkerei:
Ausnutzung mehrerer Trachten, Schwerpunkt späte Waldtracht
Imkerliche Maßnahmen
Entnahme Drohnenbrut (siehe Frühtrachtimker)
Mäßiges Schröpfen der Völker durch Entnahme von verdeckelter
Brut im Frühjahr.
Mehrmals erforderlich: 2 bis 3 Schröpfungen mit jeweils 1 Brutwabe
Warum ? Völker bleiben für späte Trachten leistungsstark.
Die Befallsentwicklung wird gebremst.
Prinzip: kontinuierliche Entfernung von Milben und
Schwarmtrieblenkung

- „Spättrachtimker“ Teil II -
Imkerliche Maßnahmen
Mäßiges Schröpfen durch Entnahme von verdeckelter Brut (Fortsetzung)
Folge: Zu 2 oder 3 Zeitpunkten entstehen Sammelbrutableger
Anzahl + Größe sind von der Völkerzahl + Schröpfung abhängig
® Nutzung für die Königinnenaufzucht und die Bildung von Begattungseinheiten
® direkte Jungvolkbildung mit Einsatz einer Zelle oder Königin Wichtig: - Während der Jungvolkbildung eine Brutpause zulassen, die die Befallsentwicklung dämpft.
- In den Brutablegern nachschaffen lassen und alle Nachschaffungszellen brechen.
- Mit schlupfreifer Zelle oder begatteter Königin beweiseln.
- In der brutfreien Phase ist eine Sprühbehandlung mit Milchsäure möglich.
- Jungvölker können früh mit Ameisensäure oder
Thymol behandelt werden.

- „Spättrachtimker“ Teil III -
Imkerliche Maßnahmen
Komplette Entnahme verdeckelter Brut
Völkern wird alle verdeckelte Brut entnommen und die Brutwaben in Brutlingen vereinigt.
Ausreichend stark bilden! Mindestens 10 verdeckelte Brutwaben!
Die Brutlinge werden an einem anderen Stand aufgestellt und behandelt.
Zeitpunkt: Juli (Varroabefall erreicht kritische Werte.)
Folge: Die Völker können weiter zur Tracht (Heide) genutzt werden.
Wichtig: Brutlinge: - Behandeln
- Nachschaffungszellen brechen und mit
- junger Königin beweiseln.
„Problem“: Die Brutlinge verfügen über viel altes Wabenwerk.
® Nach dem Schlupf der Brut dunkle Brutwaben mit hellen
Waben tauschen und im Frühjahr gezielt Mittelwände einsetzen.
Völkerzahlen steigen stark an (mindestens um 50 Prozent)
® Brutlinge können Verluste bei Altvölkern ausgleichen.

Integrierte Varroabehandlung
- Festgelegtes Konzept oder individuelle Planung ? -
Integrierte Varroabehandlung ist ein Behandlungskonzept,
in dem ein Bündel von Methoden auf die Region / Trachtsituation /
Imkerei / abgestimmt sind.
Bei allen imkerlichen Eingriffen müssen die Auswirkungen auf
die Varroabefallsentwicklung beachtet werden.
Integrierte Varroabehandlung ist auch Teamwork:
Absprachen im Verein und mit Nachbarn zum Behandlungszeitraum
erhöhen die Effektivität der Behandlung und verhindern
Reinvasion. Integrierte Varroabehandlung bedeutet auch, sich über regelmäßig über die Varroa-Situation zu informieren:
z. B. über Veränderungen bei der Zulassung von Medikamenten

(Quelle: Dr. Ingrid Illies / Fachzentrum Bienen, Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau)